Seit 1982 gibt es den Commodore 64. Kaum einer weiß jedoch, dass seine Geschichte viel weiter zurückreicht.
Es war 1978 im Sommer, und es war heiß. Ein Freund hatte mich eingeladen, es gäbe eine Überraschung. Es war tatsächlich eine Überraschung, die sogar mein weiteres Leben prägte. Denn ich stand kurze Zeit später das erste Mal vor einem Computer, dem PET 2001. Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass ich den Großvater des C64 vor mir hatte.
Die Geschichte der Heimcomputer ist tatsächlich viel älter als der C64 – und dennoch untrennbar mit Ihm verbunden. Das ist natürlich nicht sofort einsichtig. Was hat unser Computer mit anderen, die lange vor ihm konstruiert wurden, zu tun oder gar gemeinsam?
Schauen wir uns doch einmal die Geschichte des C64 und seiner Ahnen von 1978 bis 1989 an.
Das 1978 von mir so bewunderte Gerät war der erste Heimund Bürocomputer von Commodore auf dem deutschen Markt. Eine eigentümliche Situation: Von Computern konnte man vorher allenfalls aus James-Bond-Filmen oder Science-Fiction-Romanen hören, es waren immer Maschinen mit unheimlichen Fähigkeiten. Denken können sie angeblich besser und schneller als ein Mensch, skrupellos sollen sie sein und absolut logisch. Und so ein Gerät kam plötzlich auf den deutschen Markt. Ist es ein Wunder, dass es Liebe auf den ersten Blick war?
Der PET 2001 (Personal Electronic Transactor, später einfach CBM 2001) war ein Tischgerät, fast so groß wie ein PC der heutigen Zeit, ausgestattet mit aus unserer Sicht lächerlich klein erscheinenden 8-KByte-RAM und 40-Zeichen-Bildschirm. Damals war das Gerät dennoch ein Schlager. Von vornherein war links neben der Tastatur ein Kassettenrecorder eingebaut.
Computer gehen, BASIC bleibt
Hier ist die Beziehung zum C64 offensichtlich: Die gleichen Recorder werden heute noch, im eigenen Gehäuse natürlich, als Datasette verkauft.
Auch sonst kann der C64 seinen Vater nicht verleugnen: Das BASIC des PET ist befehlskompatibel zum BASIC V2 und unterscheidet sich von ihm fast nur auf Maschinensprachebene – für einen BASIC-Programmierer kaum zu bemerken.
Kurze Zeit später bekam dann der PET sein Floppylaufwerk. die SFD 2031. Leider konnte der Computer aufgrund eines Fehlers in der LOAD Routine keine Programme, sondern nur Datei-Inhalte von Diskette laden. Grund genug für die Weiterentwicklung dieser Produktlinie.
Der Nachfolger dieses ersten Heimcomputers hieß schlicht CBM 3008 (3000er Serie. 8 KByte RAM). Diese Version war nur kurzfristig im Handel. Die Nachfolger hatten von vornherein 16 und 32 KByte RAM (CBM 3016 und 3032). Für diese Computer wurde das BASIC etwas modifiziert und unterschied sich fortan kaum noch von dem des C64 – es war die Geburtsstunde des BASIC V2.
Vollblütige Heimcomputer
Nach der 3000er-Serie fuhr Commodore mit seiner Computerproduktion zweigleisig weiter: Zum einen kam der VC 20 auf den 1981 gerade erst entstehenden Heimcomputermarkt und startete einen gigantischen Boom. Zum anderen wurde mit der 4000er-Serie eine Bürocomputer-Baureihe geschaffen, die Commodore bis 1984 weiterentwickelte – bis hin zum CBM 8296 mit 128 KByte RAM. 80-Zeichen-Bildschirm und leistungsfähigem BASIC.
Doch zurück zum Heimcomputer. Der unmittelbare Vorgänger des C64, der VC 20. war im Gegensatz zu den Bürocomputern der reine Verkaufsschlager. In relativ kurzer Zeit verkauften sich mehrere hunderttausend Computer. Kein Wunder, war doch dieses Gerät der erste farbgrafikfähige Computer, der einigermaßen erschwinglich war: Er kostete in der Grundversion mit 3,5 KByte RAM anfangs um die 800 Mark. Zum Vergleich: Der Apple II, der eher für den Bürobereich konzipiert war, kostete damals noch weit über 3000 Mark.
Schon kurz darauf, 1982, schlug dann die Geburtsstunde unseres Computers, des C64. Damals war ein 64-KByte-Computer die Sensation schlechthin, womit sich auch der heute kaum noch verständliche Preis von ungefähr 1400 Mark erklärt.